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Meeresforschung stärken – Potentiale ausschöpfen und Innovationen fördern

07.06.2013

Rede zu Protokoll des SPD-Bundestagsabgeordneten René Röspel am 07. Juni 2013 zur 2. Lesung des SPD-Antrags „Meeresforschung stärken – Potentiale ausschöpfen und Innovationen fördern"; Deutscher Bundestag, 244. Sitzung, TOP 42

René Röspel (SPD):
Sie wissen sicherlich alle, dass circa 70 Prozent der Erde von Wasser bedeckt sind. Aber ist Ihnen auch bekannt, dass man davon ausgeht, dass der größte Teil der dort lebenden Organismen bisher noch nicht entdeckt, beschrieben oder katalogisiert worden ist? Und wer, glauben Sie, hat eine der wichtigsten Forschungsflotten der Welt? Ja, genau, Deutschland. Denn trotz unserer eher überschaubaren Küste sind wir eine wahre Forschungs-Seefahrernation. Unsere Forschungsschiffe finden sich auf allen Meeren zwischen Arktis und Antarktis, und ihre Arbeit ist weltweit hoch angesehen.

Fast alle von uns haben sicherlich schon einmal vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven oder dem IfM-Geomar in Kiel gehört. Aber auch an vielen weiteren deutschen außeruniversitären Forschungseinrichtungen, wie zum Beispiel dem Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg oder dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde, bzw. an vielen Universitäten wie der Jacobs University Bremen oder der Universität Oldenburg leisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler großartige Meeresforschung.

Unter Meeresforschung summieren sich verschiedenste Fachbereiche, die Meeresbiologie genauso wie sozialwissenschaftliche oder ingenieurwissenschaftliche Fächer. Denn beim Thema Meer geht es eben nicht allein um das „nasse Element“ und seine Bewohner, sondern auch um das Leben der Küstenbevölkerung, neue ökologischere Schiffstechnologien, völkerrechtliche Fragen oder die Rolle des Meeres für unser Klima. Oft sind die Ergebnisse nicht nur für die Bewohnerinnen und Bewohner der Küstengebiete wichtig, sondern für alle Bürgerinnen und Bürger, unabhängig davon, wie weit vom Meer entfernt sie leben. Denn immer mehr gesellschaftliche Herausforderungen hängen mit Lösungsnotwendigkeiten aus den Meereswissenschaften zusammen. Ich denke da nur an die Energiefrage und den Bau von Windparks auf dem offenen Meer oder maritime Strömungsdaten zum besseren Verständnis unseres Klimas. In einem kurzen Video habe ich übrigens einmal versucht zu erklären, warum das Forschungsschiff Polarstern auch für die Menschen in meinem doch etwas weiter vom Meer entfernten Wahlkreis Hagen/Ennepe-Ruhr-Kreis wichtig ist. Wen es interessiert: Das Video findet sich auf Youtube.

Aufgrund der enormen Bedeutung für unsere Gesellschaft und der großen Vielfalt der Meeresforschung ist es wichtig, in regelmäßigen Abständen innezuhalten und Prioritäten für die nächsten Jahre zu setzen. Für andere Forschungsbereiche, zum Beispiel der Nanotechnologie, erarbeitet die Bundesregierung deshalb Roadmaps oder Strategien. Als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten glauben wir, dass zur nachhaltigen Stärkung der Meeresforschung ebenfalls eine solche Strategie vonnöten ist. Wir sind davon überzeugt, dass der Wissenschaftsrat deshalb beauftragt werden sollte, eine Stellungnahme zur Schwerpunktsetzung in der Meeresforschung zu erarbeiten. Ebenso setzen wir uns dafür ein, dass die Gelder für die Meeresforschung erhöht und die Transferprojekte von Wissenschaft und Wirtschaft mit einem eigenen Forschungsprogramm unterstützt werden. All dies fordern wir in dem aktuell vorliegenden Antrag.

CDU/CSU und FDP haben unseren Antrag im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung ohne Begründung abgelehnt. Ein eigenes Konzept haben sie nicht vorgelegt. Scheinbar sieht die Bundesregierung also keinen Bedarf für eine stärkere Unterstützung der Meeresforschung. Das ist in Anbetracht der von mir skizierten gesellschaftlichen Herausforderungen nicht nachvollziehbar.

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, WBGU, spricht in seinem neuesten Gutachten zu Recht von einem „Menschheitserbe Meer“. Deutschland hat hier eine große Verantwortung. Diese müssen wir wahrnehmen. Aus diesem Grund werbe ich an dieser Stelle noch einmal für eine Zustimmung zu unserem Antrag.

Die Schwerpunkte meiner Arbeit: