Kürzungen bei Berufsvorbereitungsmaßnahmen sind unverantwortlich

22.04.2012

Mit großer Beunruhigung wiesen Vertreterinnen und Vertreter von heimischen Bildungsträgern den SPD-Bundestagsabgeordneten René Röspel auf drohende Kürzungen bei Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BvB) hin. Nach Auffassung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg machen die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt und die Schülerzahlentwicklung eine Anpassung des flankierenden Maßnahmenangebots erforderlich. Wirtschaft und Schule müssten in der Lage sein, einen Teil der von der Bundesagentur übernommenen Aktivitäten wieder in Eigenregie durchzuführen. „Die jungen Leute in unseren Maßnahmen profitieren vom Aufschwung am Arbeitsmarkt aber überhaupt nicht“, hält Elmar Kotthoff, Fachdienstleiter beim Hagener Caritasverband, dagegen.

Die Frage bleibe offen, wie mit den Menschen umgegangen wird, die – aus welchen Gründen auch immer – keine reguläre Ausbildung und Beschäftigung finden, sagte Kotthoff: „Kürzungen sind hier keine verantwortliche Strategie“. Die Teilnehmerzahl für BvB in Hagen drohte ab Februar 2012 bis Juni 2012 von 660 auf 400 Plätze reduziert zu werden, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch 100 Jugendliche auf einer Warteliste standen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Ausbildungsverträge für das laufende Ausbildungsjahr bereits abgeschlossen und Alternativen häufig nicht in Sicht. Über 100 junge Leute, die ohne berufliche Perspektive sind, blieben damit unversorgt auf der Warteliste, so die Befürchtung.
Gespräche, die René Röspel daraufhin mit der Geschäftsführung der Hagener Arbeitsagentur und der Regionaldirektion Düsseldorf geführt hat, ergeben jetzt eine vorläufige Entspannung der Situation: Kurzfristig werden Mittel bei der Regionaldirektion umgeschichtet, um in Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis etwa 50 noch fehlende BvB-Plätze zu finanzieren. „Seit Anfang April kann Geld aus anderen Töpfen fließen“ erläutert Röspel. Eine nachhaltige Lösung sei dies allerdings nicht – bereits im September sei eine neue Spar-Runde der Nürnberger Agentur zu befürchten. „Die Arbeitsagentur muss 10 Prozent Mittelkürzungen in ihrem Haushalt ausgleichen, weiß Röspel: „Es ist unverantwortlich, dass die schwarzgelbe Bundesregierung hier auf Kosten der Schwächsten am Arbeitsmarkt kürzt.“
AWO, Caritas und Diakonisches Werk und das Bildungszentrum des Handels bieten als Auftragnehmer der Bundesagentur für Arbeit Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen an, mit denen vorrangig die Vorbereitung und Eingliederung in Ausbildung angestrebt wird. Zielgruppe sind Jugendliche und junge Erwachsene, die noch ohne berufliche Erstausbildung sind, ihre allgemeine Schulpflicht erfüllt und das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Besonders angesprochen sind junge Menschen, die noch nicht über die erforderliche Ausbildungsreife oder Berufseignung verfügen oder deren Vermittelbarkeit am Ausbildungsmarkt durch die weitere Förderung verbessert werden kann. Hagen hat bedingt durch hohe Zahlen von Schulabbrechern und Migranten eine der höchsten BvB-Quoten in ganz NRW, aber auch überdurchschnittlich hohe Erfolgsquoten bei der beruflichen Eingliederung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Ausbildung oder Arbeit.