Das sah auch der AWO-Kreisvorsitzende und SPD-Bundestagsabgeordnete René Röspel so: „Das Betreuungsgeld nutzt nur denen, die es nicht brauchen, und schadet denen, die es nutzen.“ Die SPD-Bundestagsabgeordnete Christel Humme meinte, dafür würden „1,5 Milliarden pro Jahr verschwendet, die den Kindertageseinrichtungen fehlen, um die U-3-Betreuung auszubauen.“
Dass das Betreuungsgeld überhaupt in Anspruch genommen wird, sei gar nicht sicher, wusste Ramona Coswig, die Leiterin des AWO-Familienzentrums Zamenhofweg in Schwelm, aus vielen Gesprächen mit „ihren“ Eltern: „Die wollen das nicht, sondern weiter im Beruf bleiben.“ Auch Anke Nagel von der AWO-Kindertageseinrichtung in Breckerfeld hat diese Erfahrung gemacht: „80 Prozent der Eltern dort sind Doppel-Verdiener, und die wollen ihre Kinder so früh wie möglich in die Betreuung bringen.“ Barbara Helberg-Gödde befürchtete, dass das Betreuungsgeld denjenigen Eltern „zusätzlich ein schlechtes Gewissen“ mache, die ihr Kind früh in die Betreuung geben. Deshalb solle man gerade die jungen Frauen ermuntern: „Mütter, geht arbeiten für Eure Rente und für unser Land!“ Alexandra Schlaak ergänzte: „Wenn alleinerziehende Frauen wegen der Kinderbetreuung zu Hause bleiben, gehen die auf ewig aus der Arbeit und werden noch mehr isoliert.“ Der Leiter des AWO-Familienzentrums Witten-Annen, Detlef Blasberg, rief deshalb dazu auf: „Wir müssen den Eltern immer wieder sagen, Ihr macht das richtig!“
AWO-Bereichsleiterin Ulla Wacker warnte vor den Folgen des Betreuungsgeldes: „Die Entwicklungs-Defizite besonders bei der Sprache werden immer größer, je später das Kind in die Einrichtung kommt.“
„Dieses Gesetz wirft uns in die Mitte des vorigen Jahrhunderts zurück“, fasste AWO-Geschäftsführer Jochen Winter zusammen. Ob es wirklich in Kraft tritt, stehe noch gar nicht fest, sagte Christel Humme. Sowohl die SPD-Bundestagsfraktion als auch die Stadt Hamburg würden wohl vor dem Bundesverfassungsgericht dagegen klagen.